Hintergrund des ELEVATE-Projekts
Die Motivation
Nach Angaben der Europäischen Kommission haben etwa 87 % der europäischen Arbeitgeber:innen Schwierigkeiten, offene Stellen für Fachkräfte zu besetzen, wobei mehr als die Hälfte der offenen Stellen in MINT-Bereichen liegt.
Darüber hinaus wird erwartet, dass sich der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch verschärft, sodass bis 2030 in Europa voraussichtlich bis zu 10 Millionen Fachkräfte fehlen werden.
Der Fachkräftemangel wirkt sich bereits jetzt auf die wirtschaftliche Entwicklung Europas aus. Dies erschwert Innovationen und Wachstum für Unternehmen und führt zu höheren Arbeitskosten, geringerer Produktivität und geringerer Wettbewerbsfähigkeit. Die Europäische Kommission schätzt, dass der Mangel an Fachkräften bis 2025 zu einem Verlust von bis zu 1,5 % des BIP führen könnte, mit einem Steigerungspotenzial von 4 % bis 2030.
Darüber hinaus verschärft der Fachkräftemangel in vielen europäischen Ländern die demografischen Herausforderungen, darunter eine alternde Bevölkerung und sinkende Geburtenraten. Dies wiederum erhöht den Druck auf die Sozialsysteme, das Gesundheitswesen und andere öffentliche Dienste, da immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter für den Unterhalt einer zunehmenden Zahl von Rentnern zur Verfügung stehen.
All dies sind sehr gefährliche Anzeichen für die europäische Wirtschaft, die ohnehin unter Inflation, Energiekrise und anderen wirtschaftlichen Herausforderungen in einer global wettbewerbsorientierten Welt leidet. Erstens ist dies sicherlich eine politische Frage, bei der den Regierungen und der gesamten Europäischen Union eine wichtige Rolle zukommt, die eine politische Entscheidungsfindung erfordert. Wir müssen auch bedenken, dass der Fachkräftemangel nicht alle Unternehmen gleichermaßen trifft.
Größere Unternehmen und insbesondere Industrieunternehmen haben trotz ihres enormen Personalbedarfs Schwierigkeiten, Arbeitskräfte und Personal anzuziehen, da sie beispielsweise Kinderbetreuungseinrichtungen, flexible Arbeitszeiten, Jobrotation, Teilzeitverträge und ein Zuhause anbieten können Bürolösungen, flexible Altersvorsorge etc. was die Attraktivität als Arbeitgeber:in erhöht.
Für kleinere Unternehmen (die etwa 99 % der europäischen Wirtschaft ausmachen) ist es viel schwieriger, da alle diese Attraktionen und Vorteile bisher nicht bereitgestellt werden konnten. Was diesen Unternehmen bleibt, ist das Warten auf politische Entscheidungen, öffentliche Investitionen und Unterstützung, was angesichts der Zeit, die für solche Entscheidungen und Investitionen benötigt wird, und der Dringlichkeit des dahinter stehenden Problems wahrscheinlich nicht der beste und sicherlich nicht der einzige Weg ist.
Aus diesem Grund ist es für uns besonders wichtig, praktische und pragmatische Lösungen für KMU in Europa bereitzustellen, die die spezifischen Potenziale eines einzelnen KMU in seinem Geschäftsumfeld berücksichtigen, diese Potenziale identifizieren und für eine unternehmensspezifische Problemlösung nutzen.
Die Vorgehensweise
Untersuchungen und laufende Diskussionen zeigen sehr deutlich, dass die Anker zur Lösung des Problems des Fachkräftemangels auf das ungenutzte Potenzial (stille Reserve) auf vier unterschiedlichen Säulen zielen müssen, die im direkten Einflussbereich eines einzelnen Unternehmens stehen:
1. Vollzeitbeschäftigung
für Frauen
2. Arbeitnehmer:innen
kurz vor dem Ruhestand
3. Diversität
und Migration
4. Weiterbildung
geringqualifizierter Personen
Die Erleichterung des (Wieder)Einstiegs, insbesondere für Frauen mit Kinderbetreuungspflichten, in den Arbeitsmarkt und das Finden bedarfsgerechter Bedingungen, um auch Vollzeit statt Teilzeit arbeiten zu können, die Ausweitung der Unterstützung älterer Fachkräfte kurz vor dem Ruhestand, die ihre Zeit auf dem Arbeitsmarkt oder in einem Unternehmen mit Rahmenbedingungen verbringen, die dies ermöglichen und zu ihren individuellen Bedürfnissen, ihrer gesundheitlichen Situation, ihren Freizeit- und Ruhestandswünschen passen sowie das aktive Management von Diversität in einem Unternehmen durch die Einstellung von Fachkräften mit Migrationshintergrund, um in einem Unternehmen Bedingungen zu schaffen, in denen Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund, geringeren Sprachkenntnissen usw. arbeitsfähig sind und zu Wohlstand und Wachstum beitragen, sowie die Suche nach geeigneten Wegen zur Weiterqualifizierung ungelernter oder gering qualifizierter Arbeitskräfte sind die vier Hebel, die unmittelbar zur Bewältigung des Problems des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften in Europa beitragen könnten. Dies muss auf ein einzelnes Unternehmen/eine einzelne Organisation konzentriert werden.
Die Ziele
Mit dem ELEVATE-Projekt wollen wir drei Kernziele erreichen:
1. Durchführung einer kurzen investigativen Recherche zu den konkreten Bedürfnissen und insbesondere Potenzialen von KMU in den Partnerländern hinsichtlich der Bewältigung des Fachkräftemangels, Ideen und innovativen Plänen auf den vier identifizierten Ebenen (Frauen, ältere Arbeitnehmer:innen, Migration, Weiterqualifizierung).
2. Entwicklung eines digitalen und Online-Potenzialscanners für Unternehmen zur Identifizierung/Bewertung der Ist-Situation und vorhandener Potenziale zur Steigerung der Fachkräftezahl in einer Kurz- und Mittelperspektive auf die 4 identifizierten Hebel.
3. Aufbau von Wissen, Kompetenzen und Erfahrungen zur Identifikation von Potenzialen im Unternehmen, Ableitung von Schritten und konkreten Innovationsmaßnahmen, strategische Planung und Überwachung des Umsetzungsprozesses.
Mit diesen drei Kernzielen bieten wir einen innovativen und neuen Ansatz für Unternehmen, um direkt und unmittelbar Teil der Lösung des Problems des Fachkräftemangels zu sein, indem wir offene und flexible (und individuelle) Wege und Möglichkeiten für Lernen und Ausbildung innerhalb eines Unternehmens entwickeln Ein betriebliches Schulungsumfeld, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Angebote für Frauen in der Organisation sowie für ältere Arbeitnehmer:innen, Migrant:innen und gering qualifizierte Arbeitskräfte zu entwickeln. Mit diesem Angebot wird ihre Entwicklung, Integration und Inklusion auf direkter Unternehmens-/Organisationsebene gefördert sowie Diversität als klares Potenzial zur Bewältigung des Fachkräftemangels gesehen und wahrgenommen.
Die Zielgruppen
Das ELEVATE-Projekt und seine Ergebnisse sollen folgende Zielgruppen ansprechen:
- Firmeninhaber:innen von KMU in Europa;
- Manager:innen kleinerer Organisationen (insbesondere auch NGOs) in Europa;
- HR-Fachkräfte in KMUs in Europa oder andere Mitarbeiter:innen, die sich mit HR-Fragen in Unternehmen beschäftigen;
- Vertrauensleute;
- Linienmanager:innen, Vorarbeiter:innen und Abteilungsleiter:inenn in KMU und kleineren Organisationen in Europa;
- alle Mitarbeiter:inenn in Unternehmen und Organisationen, die sich mit den Folgen des Fachkräftemangels befassen;
- Vertreter:innen der Sozialpartner;
- politische Entscheidungsträger:innen sowie Berufsbildungspolitiker:innen.
Die vorgeschlagene Lösung
Die Projektpartner werden auch im Rahmen des ELEVATE-Projekts auf ihren Erfahrungen aufbauen, um auf die identifizierten Bedürfnisse einzugehen. Aus diesem Grund ist die direkte Einbindung von Unternehmensvertreter:innen, Personalmitarbeiter:innen, Berufsbildungsfachkräften, aber auch Arbeitsmarktexpert:innen etc. entscheidend für den Erfolg.
Das bedeutet, dass im ersten Schritt bei der Bedarfs- und Potenzialanalyse die direkte und breite Einbindung der Zielgruppe (Unternehmensvertreter:innen, Firmeninhaber:innen, HR-Mitarbeiter:innen, Linienmanager:innen, Sozialpartner, Berufsbildungsprofis, Arbeitsmarktexpert:inneen) erfolgt. Der Schlüssel für eine korrekte Definition von Bedürfnissen und Potenzialen, die im zweiten Schritt die Grundlage für die Entwicklung des Potenzialscanners und aller Projektergebnisse bildet, die ebenfalls einer permanenten Reflexions- und Feedbackschleife mit der Zielgruppe unterliegen, um höchste Relevanz und Wirkung zu erreichen. Durch diese breite und offene (sowie direkte) Einbindung der Zielgruppe vor dem wirklich drängenden Problemhintergrund des Fachkräftemangels können wir im Rahmen des ELEVATE-Projekts eine innovative, zielgruppengerechte und relevante Lösung anbieten.
Daher arbeitet das ELEVATE-Projekt an den folgenden drei Kernergebnissen: